Wednesday, June 01, 2011

Fußmarsch Istanbul-Linz: von Kroatien bis Linz

Tag 78:
Heutiges Tagesziel – sich im Meer waschen. Dank dem strahlenden Sonnenschein sind wir erfolgreich, auch wenn das Mittelmeer nur kühle 12 Grad hat…

Tag 79:
An so einem schönen Strand muss man einfach einen Tag Pause einlegen! Wir nutzen die marschfreie Zeit zum Sachen reparieren, Kocher putzen, Wäsche waschen und in der Sonne baden

Tag 80:
Wenn man kein Wasser findet (was in Kroatien oft der Fall ist) muss man eben Wasser kaufen. Schade, dass wir unser Campplatzl erst so spät finden… Die letzten Sonnenstrahlen können wir aber trotzdem genießen – auf einem genialen Felsen thronend 300m über dem Meeresspiegel mit Blick auf die Bucht!

Tag 81:
Es hat den irrsten Morgennebel den wir je gesehen haben – so dicht, dass man nicht sieht, was darunter ist, aber so nahe an der Wasseroberfläche, dass der Mast eines Segelschiffs herausragt! Die Sonne brennt herunter und wir biegen endlich mal ins ruhigere Landesinnere ab – Wir wollen die Großstadt Split umgehen.

Tag 82:
In den höheren Lagen im Landesinneren wird es doch empfindlich kalt – Bei fast -4 Grad in der Früh freut einen das Aufstehen so gar nicht… Der Tag wird dann aber sonnig und warm und auf den verkehrsarmen Straßen lassen sich die Kilometer gut herumbiegen.

Tag 83:
Wir hatten geglaubt der gestrige Morgen war kalt! Heute hats eisige -7,7 Grad!!! BRRRR! Kevin ist zusätzlich noch schlecht und schwindelig, was das Gehen echt unangenehm macht…

Tag 84:
Kevin ist immer noch nicht ganz fit, aber es geht schon wieder einigermaßen. Das Wetter ist gut und das Gehen geht auch um einiges besser als gestern. Am Abend ziehen Wolken auf, was sich auf die Temperaturen sehr POSITIV auswirkt!

Tag 85:
Versuche NIE in einem Bach Wäsche zu waschen, wenn es in den Nächten zuvor Minusgrade gehabt hat…das Wasser hat dann nämlich nur Temperaturen um den Gefrierpunkt, was zwar für gute Durchblutung in den Händen sorgt, aber so schmerzt, dass die Socken höchstens nass, aber sicher nicht sauber werden! In einem kleinen Dorf werden wir auf einen Kaffee, einen Raki (es war 9.30 in der Früh!) und eine heiße Dusche eingeladen – so eine Einladung DARF man nicht ablehnen!

Tag 86:
Die Nacht war zwar warm, aber die heulenden Schakale hielten uns wach. Eine Vormittagsjause und ein Bier verschaffen uns aber den nötigen Motivationsboost. Der Krka-Fluss überrascht uns mit seiner atemberaubenden Landschaft.

Tag 87:
Die Ortschaft Medvida, die bei uns auf der Karte als Kleinstadt eingezeichnet ist, entpuppt sich als Geisterstadt – zerbombte Häuser, eingestürzte Dächer, verlassene Weide- und Ackerflächen…Wo sollen wir nur Wasser zum Kochen herbekommen? Erst viele Kilometer nach unserer eigentlich geplanten Tagesetappe finden wir ein Haus, das bewohnt ist, wo wir um Wasser fragen können…

Tag 88:
Es wird wirklich FRÜHLING!!!! Wir sehen gleich 3 Schlangen, die sich in der Sonne ihre steifen Körper wärmen und die ersten blühenden Veilchen!!! In diesem Abschnitt von Kroatien gestaltet sich die Campplatzsuche schwierig – überall Steine, eine unbewachsene, karge Landschaft wie in Arizona und obendrein noch Schilder neben der Straße mit „Achtung Minen!“ – Na toll! Ein altes Schafhüterehepaar spendiert uns Wasser und lädt uns auf ein Glas Wein ein. Nach langer Suche finden wir dann endlich einen Platz für unser Zelt – in einer Landschaft, die zu 95% aus scharfkantigen Steinen besteht entdecken wir eine alte Weide, die von hohen Steinmauern eingefasst ist – unsere eigene kleine Festung!

Tag 89:
Was für eine angenehme Überraschung! – Anstatt der geglaubten 250km sind es nur noch 170km bis Rieka! Nachdem wir unsere Wäsche im Meer gewaschen haben beginnt es zu regnen (typisch!) und will gar nicht mehr aufhören…Auch wenn unser Zelt immer noch brav dicht hält, so wirklich entspannt schlafen kann man nicht, wenn es draußen waschelt…

Tag 90:
Das Gehen ist heute zäh und es kommt immer wieder zu Motivationsdurchhängern und gereizter Stimmung….Und aus unserem erhofften kürzeren Tag wird leider auch nichts, da wir lange kein Campplatzl finden. Nach langen 28km verkriechen wir uns ohne Abendessen ins Zelt – Wasser zum Kochen haben wir auch keines gefunden. An manchen Tagen ist es wie verhext!

Tag 91:
Die ersten 12km schrauben wir so schnell es geht herunter – ohne Abendessen am Vortag und ohne Frühstück hängt sich das ganz schön an…In Karlobag fallen wir dann erst mal im Supermarkt ein und gönnen uns ein ausgiebiges, verspätetes Frühstück. Wir finden hier sogar ein Internetcafe, was im internetabstinenten Kroatien gar nicht so einfach ist. Die benötigte Karte lässt sich aber leider nicht auftreiben – Naja, gehen wir halt wieder einmal nach Gefühl!

Tag 92:
Die ganze Nacht hat der Sturm getobt und wir konnten kaum schlafen. Aber wir sind echt stolz auf unser Zelt, es hat sich gut gehalten. Den ganzen Tag kämpfen wir gegen den Wind an. Die Böen sind oft unberechenbar und wacheln uns fast von der Straße, oder in den entgegenkommenden Verkehr. Nach einem harten 30km Tag fallen wir hundemüde in unser Zelt – Hoffentlich sind wir heute Nacht windgeschützter…

Tag 93:
Heute müssen wir Gas geben um noch vor Mittag in den nächsten Ort mit Geschäft zu kommen – Am Sonntag haben in Kroatien die Geschäfte nur Vormittags offen. Wir decken uns mit lecker Lebensmitteln, Schokomilch und einer Flasche Bier ein. Mit so einer Motivation im Gepäck marschiert es sich gleich leichter (wenn auch gewichtsmäßig schwerer). Wir sehen das erste österreichische Autokennzeichen mit LL! Wir kommen der Heimat immer näher!!! Bei der Campplatzsuche stürzt Kevin und holt sich eine fette Beule am Kopf – zum Glück keine Platzwunde!!!

Tag 94:
Heute ist es a****kalt mit Schneeflankerln in der Früh – Dazu kommt noch starker und böiger Wind! Igitt! Erst am Nachmittag wird es etwas wärmer und wir können auf einem „Sonnbankl“ entspannt Pause machen. Beim Campen am Abend überrascht uns ein Jäger (Wild Campen ist in Kroatien illegal!) – er sieht aber, dass wir unser Camp in Ordnung haben und lässt uns bleiben! Uff!

Tag 95:
Der Wind hat wieder ein wenig nachgelassen, dafür werden die Straßenverhältnisse für Fußgeher immer unerträglicher. In der Bucht kurz nach Kraljevica ist praktisch kein Platz mehr für Fußgeher, der Verkehr ist schnell und bei jedem LKW müssen wir uns mit dem Rücken an die Leitplanke stellen und unsere Rucksäcke darüber strecken, da wir sonst verräumt werden würden…

Tag 96:
Bei -3 Grad packen wir in der Früh unsere Rucksäcke und begeben uns wieder auf die gefährliche Straße. Kevin entdeckt seine Sammelleidenschaft für Kugellagerkugeln (nur Verwendung weiß er für sie noch keine…) In Rijeka steht uns dann langes City-Trekking bevor und die Stadt zieht sich eeeewwwwig. Nach einem langen, langen Marschtag finden wir dann endlich ein Fleckchen, das nicht besiedelt ist. Zum Abendessen gibt es Hühnerbrust in Kräuter-Sahne –Sauce…eine Hühnerbrust bei Minusgraden auslösen ist echt kein Vergnügen!!!

Tag 97:
Heute geht es endlich aus Kroatien raus und nach Slowenien rein. Vor der Grenze vernichten wir (aus Zollgründen) noch die 1,8l Bier, die wir am Vortag gekauft haben. Mit leichtem Schwips sind Grenzübertritte viel lustiger ;-) Gott sei Dank werden wir diesmal nicht gesackelt. Slowenien begrüßt uns mit freundlichen Einheimischen, österreichischen Supermarktketten (Spar, Hofer,…) und einer Landschaft wie im Mühlviertel…Wir fühlen uns schon fast wie in Österreich!

Tag 98:
-6,5 Grad in der Früh und den ganzen Tag Eiswind! – Na wenigstens scheint die Sonne….Auf den Waldböden blühen hunderttausende Schneeglöckchen, die Marita in vollste Entzückung versetzen.

Tag 99:
Als ob es nicht schon kalt genug wäre, wir müssen auch noch über eine Hügelkette und auf der anderen Seite liegt bedeutend mehr Schnee. Mit viel Glück finden wir ein halbwegs schneefreies Platzl für unser Zelt. Zum Abendessen gibt es verunfalltes Schweinegeschnetzeltes in mediterraner Vanillecremesauce! (wenn man kein slowenisch kann, kann es schon mal passieren, dass man statt normaler Sahne, bereits vorgesüßte Schlagsahne kauft….)

Tag 100:
Wieder -6,5 Grad…da freut einen das aus dem warmen Schlafsack kriechen so gar nicht! Die heutige Tagesetappe würde bis kurz vor Ljubljana gehen…Da wir aber dringend Wäsche waschen müssen und das Wetter mehr als mies ist entscheiden wir uns für den Luxus eines Hostels. Nach längerer Suche werden wir fündig…zwar ziemlich teuer (für uns), dafür aber ein super Zimmer mit HEISSER DUSCHE, Zentralheizung, Internet und Küche – WOW!

Tag 101:
Wir müssen dringend unsere Wäsche waschen lassen, also legen wir noch einen Pausetag in Ljubljana ein. Sightseeing fällt flach, weil es draußen viel zu kalt ist für das bisschen Gewand, das wir nicht bei der Wäsche haben. Wir nutzen den Tag zum Schuhe kleben und fetten, Töpfe und Wasserfilterreinigen, Brille kleben (lege NIEMALS deine Brille beim Kochen ins trockene Laub – das Draufsteigen ist praktisch schon vorprogrammiert) und ausspannen. Am Abend kriegen wir dann unsere Wäsche zurück. Ergebnis der Wäsche: Alles kaselt nach Trekkingsocken und unsere Schlafsacksocken sind ca. Größe 22!

Tag 102:
In Ljubljana haben wir via Internet ausgemacht, dass uns Maritas Eltern in Maribor übers Wochenende besuchen kommen – das heißt wir müssen Gas geben um es rechtzeitig zu schaffen! Die Kälte erleichtert das Kilometerschrauben erheblich, da es einfach viel zu kalt ist um längere Pausen zu machen. Nach einem erfolgreichen 35km-Tag schmecken die Nudeln in Ćevapčići-Sahne-Tomaten-Karotten-Sauce besonders gut!

Tag 103:
Es ist kalt, das Gehen entlang der Straße langweilig und gegen Abend wird das Schneetreiben immer dichter. Das einzige Wasser, das wir finden ist ein kleiner Bach, dessen Wasser wir filtern können. Und auch ein Campplatzl zu finden gestaltet sich heute schwierig. Wieder ca. 36km - Marita ist fix und fertig!

Tag 104:
Am Morgen haben wir eine geschlossene Schneedecke von mehreren Zentimetern – So macht Camping echt keinen Spaß! Beim gehen kriegen wir dann noch den ganzen Schneematsch der LKWs ab. Bei der ersten Gelegenheit biegen wir auf eine kleinere Straße ab und von da an geht es dann besser. Das Schneetreiben lässt auch nach und eine nette Familie lädt uns auf einen Tee ein. Am Abend müssen wir erst mal Schnee schaufeln, bevor wir unser Zelt aufstellen können…

Tag 105:
Endlich wird es wieder etwas wärmer. Tagsüber schmilzt sogar der Schnee schön weg. Wir geben wieder schön Gas um es auch wirklich rechtzeitig bis Maribor zu schaffen. Nach erreichter Tagesetappe findet sich aber noch keine Möglichkeit zum Campen und wir müssen noch ganze 6km gehen bis wir endlich was Passendes finden. Marita ist schon ziemlich Gaga, aber die Freude morgen ihre Eltern wiederzusehen lässt sie durchhalten.

Tag 106:
Da wir am Vortag eigentlich schon viel zu weit gegangen sind haben wir heute einen gemütlichen Tag. Zu früh dürfen wir gar nicht in Maribor sein, weshalb wir noch eine gemütliche Frühstücks-Bier-Jause am Hofer-Parkplatz einlegen. Um 13 Uhr sind wir dann im Hotelzimmer und können noch gemütlich duschen und Wäsche waschen bis Ilse und Pepi eintreffen. Am Abend gibt’s ein lecker Essen im Restaurant und einige Biere….und bevor wir uns versehen ist es schon 01 Uhr!

Tag 107:
Wir schlagen uns beim Megafrühstücksbuffet die Bäuche voll – so viel Luxus auf einen Haufen sind wir gar nicht mehr gewöhnt!!! Gemeinsam erkunden wir Maribor, Ilse macht uns eine Holistic Pulsing-Behandlung für unsere müden Füße und wir besprechen das gemeinsame Wandern in Österreich. Am Abend gehen wir lecker Stelzenessen. Das Leben kann so schön sein!

Tag 108:
Nach einem weiteren ausgiebigen Frühstück verabschieden wir uns von Mama und Papa. Die beiden haben uns noch einen weiteren Pausetag im Hotel spendiert. Wir decken uns mit Leckereien ein und machen uns einen gemütlichen Nachmittag vor dem Fernseher….

Tag 109:
Trotz fehlendem Hunger (wir haben am Vortag zu viel geschlemmt und uns aber kaum bewegt) schlagen wir beim Frühstücksbuffet noch mal kräftig zu und marschieren Richtung Österreich. Leider fährt die Rad-Fähre über die Mur noch nicht und so müssen wir noch einige Kilometer mehr dranhängen um es an diesem Tag zu schaffen – Wenn wir Österreich schon SO vor der Nase haben, können wir einfach nicht auf der slowenischen Seite der Mur campen…

Tag 110:
-9,7 Grad morgendliche Tiefsttemperatur!!! Gott sei Dank haben uns Maritas Eltern noch 2 warme Schlafsäcke mitgenommen! Österreich stellt sich als äußerst „hikable“ heraus – kleine Wege, Gehsteige und Radwanderwege….Heute werden wir nicht nur einmal zum Kaffee eingeladen, sondern am Abend sogar auf eine Jause – Österreicher sind echt der Hammer!

Tag 111:
Fund des Tages: eine geschlossene Flasche Sekt im Straßengraben. Der Sekt-Brunch hat echt stil, aber nach einer Flasche intus geht es sich sehr übersäuert….Machen wir nicht mehr!

Tag 112:
In Fürstenfeld lassen wir beim Hartlauer unser Handy laden (Ja, wir haben wieder sowas – zwecks Heimkomm-Koordination mit der Familie!) und kaufen uns eine gute Wanderkarte. Das Wetter ist einfach traumhaft und deshalb verquatschen wir uns auch ständig mit im Garten arbeitenden Leuten. Unser Tagesziel erreichen wir erst, als es schon dunkel wird…

Tag 113:
In Großpetersdorf werden wir auf den Josefshof eingeladen…erst nur zu einem Kaffee, dann zum Abendessen und schließlich auf eine Übernachtung auf der Couch. Nach und nach verbreitet sich die Kunde, dass echte Weltreisende zu Besuch sind und das ganze Dorf schaut vorbei….vielleicht liegt es aber auch daran, dass heute Pizza gekocht wird….. Wir verquatschen uns völlig und kommen erst um 6.45 ins Bett

Tag 114:
Nach 3 Stunden Schlaf können wir einfach nicht weitergehen und verbringen den Tag mit Zaun setzen, Holz hacken und gemütlich quatschen….

Tag 115:
Um 10.00 holen wir Maritas Eltern von Oberwart ab – sie werden die nächsten 10 Tage mit uns mit gehen…Da sich ein später Aufbruch um 12.00 nicht mehr auszahlt bleiben wir noch einen Tag bei unseren neuen Freunden. Da Ilse und Pepi sich schon aufs Marschieren eingestellt haben brauchen sie Bewegung und arbeiten den Josefshöflern schnell mal einen ganzen Baum auf, der hinterm Haus liegt.

Tag 116:
Nach einem herzlichen Abschied von den Josefshöflern geht’s querfeldein und auf kleinen Waldwegerln nach Rechnitz. Wir kommen in den Luxus einer Unterkunft – nach dem lockeren, alternativen Josefshof wirkt das evangelische Jugendheim etwas steif!

Tag 117:
Heute erklimmen wir den höchsten Berg….vom Burgenland! – den Geschriebenstein (884m). Es regnet und es ist kalt…um uns aufzuwärmen kochen wir am österreichisch-ungarischen Grenzstein erst mal Kaffee. Nach einem steilen Abstieg im Regen kommen wir endlich nach Lockenhaus, wo wir in einem Edelappartment (mit echt unmöglichen Notbetten) residieren.

Tag 118:
Es regnet immer noch und wir stapfen den ganzen Tag durch Gatsch, Gatsch und noch mehr Gatsch!!! Unser Nachtquartier beziehen wir in einer Pension mit markierenden Katern, vom Frittierfett geschwängerter, kalorienreicher Luft und 50er-Jahre-Flair!

Tag 119:
Den ganzen Tag Regenwetter ist gar nicht so schlimm, wenn man von den Eltern auf eine Luxusunterkunft eingeladen wird und man abends heiß duschen kann….

Tag 120:
Heute geht’s über Ungarn nach Mörbisch. In einer kleinen Ortschaft werden wir von einem schrägen Kauz auf einem Fahrrad auf frische Milch und Wein eingeladen. Eine Kirchenführung kriegen wir auch noch. Mit den Forinth, die wir als Wechselgeld im Wirtshaus gekriegt haben decken wir uns mit Bananen und ungarischer Schokolade ein. Bei einem Radgrenzübergang geht’s wieder nach Österreich ein und Kevin schwelgt in alten Erinnerungen – die Postenhütte, in der er bei einem Assistenzeinsatz gesessen hat, steht noch.

Tag 121:
Der Wind macht es uns nicht leicht. Um ihm möglichst schnell zu entkommen geben wir so richtig Gas. Am frühen Nachmittag schon kehren wir ein. Kevin und Pepi schmeckt das Bier – So ein Glück, dass die Unterkunft im selben Haus ist. Während die beiden Männer zechen machen es sich Marita und Ilse vorm Fernseher gemütlich…Man ist ja flexibel.

Tag 122:
In der Früh nach einem ausgiebigen Katerfrühstück für Kevin und Pepi geht’s auf Wanderwegen über das Leithagebirge. Eine Gebirgsüberquerung und insgesamt ca. 27km – wir sind stolz auf Mama und Papa. In Wienerherberg gehen wir dann auf Herbergsuche – gar nicht so leicht und auch nicht sonderlich befriedigend…aber naja, man nimmt was man kriegt!

Tag 123:
Auf gut Glück geht’s Richtung Schwechat. Erst dort kriegen wir dann eine Karte vom Großraum Wien und können somit den Marsch in die Hauptstadt wagen. Am Stefansplatz treffen wir Camilla, Maritas Schwester, die in Wien studiert. Netterweise können wir bei ihr unterkommen. Der Abend wird mit gutem Essen, Wein und Knabbereien gefeiert.

Tag 124:
Maritas Eltern begleiten uns noch ein Stück des Weges (ohne ihre Rucksäcke). In Langenzersdorf heißt es aber dann Abschied nehmen. Die letzten 250km entlang der Donau beschreiten wir wieder allein. Von nun an heißt es wieder campen…gar nicht so schlimm bei schönem Wetter in der Au zwischen Schneeglöckchen und Bärlauch.

Tag 125:
Je weiter wir uns von Wien entfernen umso weniger wird der „Verkehr“ am Donauradweg. In Tulln decken wir uns mit Futter ein und kochen eine leckere Bärlauchcremesuppe. Sichtung der ersten Gelse in diesem Jahr – die sofortige Eliminierung bringt geschätzte 1 000 000 000 weniger Gelsen diesen Sommer. In Langenschönbichl werden wir spontan auf ein Bier eingeladen und verquatschen uns total. Im Dunkeln marschieren wir aus dem Ort raus um uns ein Campplatzl zu suchen.

Tag 126:
Heute kommen wir am AKW Zwentendorf vorbei. Heute ist das nie in Betrieb genommene AKW eine Volksschule, ein Solarkraftwerk und ein Ersatzteillager und Schulungsgebäude für andere AKWs in Deutschland.

Tag 127:
Es wird wirklich Frühling! Wir sehen die ersten Schlangen – eine Ringelnatter und eine Würfelnatter – und es blühen schon die Mandelbäume (wir haben gar nicht gewusst, dass es die in Österreich gibt). Rund um Dürnstein ragen die Felswände auf, was unsere Campplatzsuche sehr erschwert – schlussendlich finden wir ein kleines Platzerl an einem Altarm, das wir uns erst eben schaufeln müssen. Abendessen kochen wir auf den Steinen am Donauufer mit Blick auf Dürnstein – sehr romantisch!

Tag 128:
In Willendorf schauen wir schnell beim Fundort der Venus von Willendorf vorbei – wenn wir schon mal da sind…Am Abend beginnt es zu regnen, der Boden ist voll matschig und wir müssen im Zelt kochen. Gott sei Dank hört es bald zu Regnen auf und wir haben eine entspannte Nacht. In dieser Nacht ist auch die Umstellung auf die Sommerzeit – nach sooooo viel Winter in den letzten Wochen und Monaten ist das ein wahrer Bote für die warme Jahreszeit - Endlich!

Tag 129:
Heute hats genialen Morgennebel. Das Gehen am Donauradweg ist entspannt und ereignislos. Am Abend gibt’s Chili con Carne und Gulasch. Jetzt ist es wirklich nicht mehr weit nach Hause. Am Abend telefonieren wir mit Maureen, dass sie die Mails mit unserem genauen Ankunftsdatum an Freunde und Familie ausschickt…

Tag 130:
Wunderschönes Wetter, eine Leberkässemmeljause am Vormittag und ein ruhiger Wanderweg…was will man mehr. Die Campplatzsuche am Abend gestaltet sich wieder eher schwierig. Wir erklimmen den Matrassteig und campen mit der genialsten Sicht über das Strudengau, die man sich überhaupt vorstellen kann.

Tag 131:
Heute ist ein gemütlicher Tag. Wir machen viele Pausen, schauen den Schiffen auf der Donau zu, waschen unsere Wäsche und genießen das herrliche Frühlingswetter. Mit Pepi wollen wir uns in Wallsee treffen. Seine Sitzung dauert aber so lange, dass wir von 14.40-16.30 auf seinen Anruf warten. Doch letztendlich kommt er doch noch und wir genießen ein gemeinsames Essen im Wirtshaus, wo wir auch unser Handy laden können (damit wir die letzen Tagen vor der Ankunft in der Heimat noch erreichbar wären)

Tag 132:
Kurz vor Mauthausen treffen wir auf Stefan, einem österreichischen Jakobspilger (von Wien nach Vorarlberg…da ist er in Mauthausen noch ziemlich am Anfang seines Marsches…) Gemeinsam mit ihm setzen wir uns auf ein gemütliches Bier am Hofer-Parkplatz zum Quatschen.
Die Campplatzsuche gestaltet sich wieder etwas schwierig und wir gehen wieder mal über das Tagessoll – wenigstens ist der Platz in der Au gemütlich…

Tag 133:
In der Nacht hat es geregnet und es hört auch unter Tags nicht wirklich auf. Wir sind waschelnass. Na das ist ja ein schönes Heimkommen. Bald schon marschieren wir auf die Schlote der Voest zu (nicht unbedingt die schönste Seite von Linz). In Plesching kehren wir dann beim Wirten ein und gönnen uns ein Mittagessen. Da der Campingplatz noch nicht offen hat schagen wir unser Zelt in der Au auf – vor den Toren von Linz sozusagen…

Tag 134:
Nur noch wenige Stunden bis zu unserer Ankunft und nur noch ein paar Kilometer. Wir trödeln Richtung Donaulände, genießen das inzwischen wieder wunderschöne Wetter und sind nervös wie die kleinen Kinder, wie der Empfang von Freunden und Familie, die wir ja jetzt 4 ½ Jahre nicht gesehen haben, sein wird. Um 9.30 laufen wir vor dem Lentos ein – ein fulminanter Empfang!
Nach 1575 Tagen unterwegs – endlich wieder zuhause!!!!!

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